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Klag red und ermahnung Catharina Zellin
zum von bey dem grab​ m: Matheus Zellen

11. january 1548 — Kurbau Friedhof, Straßburger

 

Lieben freünd dieweil diese begrebtnuß und handlung mich am größten theil betrifft/ namlich diesen meinen lieben und frommen mann/ nach seinem abscheid/ von diesem zeitlichen leben/ sein leib zu begraben/ wie alle menschen/ so muss ich eüch etwas darzu reden/ welches ich mich nicht kan enthalten/ aus der volle meines betrübden herzens/ ja daß der herr bedrüebt hat etc. und dank euch allen von ganzem herzen lieb, treü und fleißigem nachfolgen die jhr iez alle bewiesen habend diesem meinem lieben Mann/ eürem frommen einfaltigen aber getreüen hirten: jch sihe daß heüte die gedanken der herzen geoffenbahret sind worden/ weilen verborgene lieb sich auffbergen/ wo ich das gegen eüch allen und jeden in sonderheit auch nöthen nach der maas meines vermogens dienen kann/ will ichs gern thun.

Zum anderen kann ich auch nicht lassen/ eüch die jhr also hie vorhanden weiter zu ermahnen (dann mein herz ist voll) ja ich kanns nicht lassen mich und eüch zu erinnern der leer und lebens/ dieser mein frommer mann geführt hat/ nd daß wir seinen todt nicht zu klein achten/ und vergessen solten seiner leer/ wie dann der herr im propheten Jesaja klagt und spricht: der gerechte wirdt hingenommen und niemand nimmt sein war/ noch merket drauff/ [Isa 57:1] das vertrüst gott gar übel: dann er auch im Psalmen sagt/ wie treü und werth vor jhm der tod seiner hoch heiligen seye: [Ps. 116:15] jhr habt etz ein ermahnung und gebett von herrn Martin Buzer gehört (die lasst eüch nicht vergeßen) diese werden wohl hin genommen ihnen zu guth und jhrem gewün/ in jhrem herren herren Christo zu ruhen/ aber uns führen zu großen Straff.

Jch bitt eüch aber zuvor/ daß ihr mir nichts für übel aufnemmen noch an mir ergeren wöllind/ als ob ich mich iez in das amt der prediger und apostel stellen möchte/ nein gar nicht/ sonder allein wie die liebe Maria Magdalena ohn vor bedacht ihre gedanken/ zu einer apostolin ward und vom herren selbst getrungen den jüngeren zu sagen daß Christus erstanden were/ und zu seinem und unseren Vater aufsteigen/ [cf. Jn. 20:14-18] also ich jez auch/ ohn allen meinen fürsaz/ da ich auß meinem hauß gangen/ nicht gedacht hab etwas so zu mögen zu reden/ sonder allein disem meinem höchsten schaz auf erden/ biß zum grab noch zu volgen/ mit stillem aber großen schmärzen/ wie auch die Mutter jesu samt den anderen auß Galilea/ dem herren Christo/ ihrem lieb gehebten, nachvolgten biß zu kreuz und grab etc. [cf. Jn. 19:25-27b; Mt. 27:55-57,61] jez aber ohne mein vorgend wüßen und gedanken/ statt mein herz und mund offen zu eüch allen und kann mich nicht enthalten.

Dieser mein frommer mann im 70. Jahr alt/ und im 30 jahr pfarrer im münster hie zu Straßbourg/ ein knecht seines herren jesu christi/ ist einfältig/ treü und wahrhaftig g`sin/ geglaubet der heiligen schrift/ sy glehrt und rein by der selbigen bliben/ als by dem gottes wordt durch den heiligen geist gordnet zu unserem liecht auf dieser bilgerfahrt/ der händel der welt gar nicht gestanden noch angenommen/ auch gar keine gleißnerey in seinem geistlichen amt gebraucht/ noch könden/ darum ich von jhm wohl mag saagen/ wie vom hl. Job geschriben stadt/ es war ein mann im land schlecht und gerecht und fürchtet gott: [Job 1:1] ja er hat gott geförchtet und geliebt/ und nach seiner einfältigen und trüen maas und vermögen handlen/ jedermann willig gewesen/ die liebe hoch gehalten/ bald verzogem/ des nächsten sund gern gedekt (so fern sy nit zu offensichtlich wider gott und seinen geist gewesen) und was er underlaßen hat zu allen zeiten/ ist nicht aus boßheit/ untreü oder faulheit geschehen/ sondern auß seinem unvermögen und einfalt. So hat er seinem hauß und gesind darinnen weder hoffart/muttwill/ noch dergleichen gestattet/ aber ein schlecht/ einfältig und still wäsen geführt/ ja an seinem leib abbrochen in allen dingen/ und so schlächtlich gelebt mit eßen und kleidung/ daß sein hauß offen/ und sein disch wilig und fröhlich allen frömdlingen/ armen und guten fründen im glauben gewesen ist. Es weist auch menklich wohl/ wie er das hll. Evangelium Christj unsers gekreüzigten und auferstandenen herren hie in disem Strasburg hat angefangen zu predigen/ nach dem es auch der lieb doctor Luther selig hat geprediget/ und aufgeschrieben in alle land und g schlächt/ von dem er sie auch recht gelehrnt hatt zu leehren/ und hat die warheit gottes, so bald er sie erkant hat/ mit viel großer sorg und g far seines lebens dapfer und frohlich geprediget und geleert/ auch fleißigen fürschuz gethan denen so zu jhm in sein akerwerk und arbeit kommen sind/ und ist jez 24. jahr gewesen/ daß er und ich im herren und seinem wort/ ohn einigen bosen g’süech (weiß gott) ein ander genommen haben/ wider deß bösen bapsts lugenhafftigs und auß deß teüffels herkommen/ gebott der ehe. Jn welchen jahren ich sein gehülff/ nach meiner maas und vermögen in seinem hauß auch im amt und dienst gewesen bin/ und er und ich viel schmach und schand/ um deß herren Jesu willen aufgenommen haben/ dar. innen er sich aber allezeit fröhlich und getultig mit verachtung der schand gehalten hat/ und nicht deßweniger/ da er schon vom bischof fürgenommen/ und von vilen geschmächt/ dennoch dapferlich fürg`faren die warheit zu lehren/ wie noch viel wüßen. Und daß sein lehr gsein von anfang biß an diß sein end/ daß das ewig wortt gottes ist fleisch worden und nun auß solchem fleisch den fluch unsers vatters Adams (der über uns alle gangen war) widerum hingenommen/ unsere sünd bezahlt an seinem leib/ und in seinem eignen bluth uns geweschen/ die handgschriffte unserer sünden und das g’saz unserer verdammung ans kreüz geheffet/ und er selbs also das recht Osterlam/ daß von ewigkeit vom vatter versehen war/ ist worden vor unsere sunden/ wie im propheten und Psalmen von im bezeugen/ und nach dem er also ist gedödet im fleisch und lebendig gemacht im geist/ ist er hingangen ins g’fenknuß/ und das ganz g’fenknuß gefangen genommen/ mit ihm außgeführt und widerum läbändig erstanden nach dem er also sein leben von ihm gelegt/ zum schuld opfer geben und das selbig widerum auf eigner macht zu jhm gnommen/ hat er uns alle zur ehrlichen außbeüt erlangt vom vatter wie der provet Jesajas bezeügt/ [Isa. 53:10] also den sig und triumph über find/ dodt und hell erlangt/ und mit gottlichem gewalt außgeführt/ dem teüftel auf sein hals getretten/ den todt im leben verschlunden/ für uns alle und sich hinauff von uns gesezt zur rechten gottes seines vatters/ da jhm alle seine feind zum schemel seiner fuß gelegt werden/ nach dem wordt deß vatters/ der jhm einen nahmen geschaffen hat über alle nahmen/ daß in dem nahmen Jesu sich biegen sollen alle knie im himmell und hell/ auch alle zungen bekennen sollind/ daß Jesus Christus allein der gott sey/ und in seinem nahmen soll und muß geprediget werden/ buß und vergebung der stinden/ da hat er den Sie/ herlichkeit, gwalt und macht im himmel und erd erlanget/ da ist er nun unser herr und Christ/ warer gott und wahrer mensch in einer persohn/ gleich g’walt und wesens mit vatter und heiligem geist/ nicht minder dann derselb/ er hat macht uns zu helfen von sünden, todt und hell/ und das ewig leben zu geben. Jn Christo stat alles heil/ und in keiner anderen creatur noch werk im himmel und erden/ dann niemand zum vatter komt/ noch gedenKen darf zu kommen/ dann durch diesen lebendigen sohn gottes/ den mann ehren soll wie der vatter/ wer ihn hat der hat alles/ er ist der weg/ warheit und das leben/ wer jhn nicht hat der hat nichts dan jammer und todt/ ohn jhn ist nichts dann jammer und jhrthum/ lugen und ewiges verderben/ so ist allein ein heiland alles Feisches daß in jhn glaubt und ist kein anderer nahm (sag ich abermahl) darinn mann selig werden mag/ alle die aber in jhn glauben die haben macht gottes kinder zu werden. Das ist die summ der lehr und predig dises meines frommen und jez seeligen mans gewesen/ die ihr alle von jhm biß in sein end gehört habt/ wider alle werk heiligen und falschen gottes dienst/ darum ist ihm auch so lange jahr her in allem seinem thun und reden so hoch angelegen g’sin/ wie er diesen herren Jesum von Nazareth (welchen Moses und alle propheten bezeùgt haben) der welt bekant möcht machen/ daß jhn gott der vatter zum herren und Christ gemacht habe. Deßhalb so dieser mein frommer mann diesen einigen gnaden stuhl erkant hat/ ist aus der erkantnuß eine große bekantnuß worden/ und mit großem eiffer wie ein vorlauffer Christi alles widersprochen/ und auß dem weg gestoßen/ daß sich wider diesen herren und Christ (den der vatter g’salbet und auf den beerg Zion seiner kirchen zu einem haupt geben) gesezt hat. Solches alles hat er widersprochen und auß dem weg gestoßen/ namlich und fürnemlich [3v] den bösen babst/ mit seinem ganzen reich und allen so ihm anhangen mit falscher lehr und bösen thun heimlich und offentlich. Sein liecht und thun aber ist immer gleich offentlich und warhafftg gangen für und für biß an sein end/ wider disen bösen hauffen/ gestühm und ungestüm/ wie jhn der herr mit seinem eiffer triben hat/ als namlich von jhm g’schehen und g’hört/ auch iez in vielen allen seinen letzen predigen nicht anders schier mehr köndte/ dan von disem seinem Christo/ seinen glauben in ihm so wohl bekent/ daß der spruch im psalmen (von anfang seiner lehr biß an sein end) bey jhm ist erfüllet worden: jch hab g’laubt/ darum hab ich geredt/ [Ps. 116:10] ja auch also geredt/ daß er mit dem heiligen Paulo mag sagen ich hab eüch nichts verhalten/ sondern allen radt gottes verkündet/ den er mir geoffenbahret hat. [Acts 20:27] Dargegen auch den unglauben de papsts und aller die jhm anhangen/ hat er immer anzeigt/ und so treülich darvon gewahrnet daß abermahl die rede deß hl. Paulo bey ihm gelebt hat/ mit dem herzen hat er glaubt/ und aber mit dem mund dapferlich und mannlich bekant zu sein und jedermann seeligkeit [cf. Rom. 10:10]. Wie iez auch auf vergangenen sontag morgen den 8. dieses monaths January ist er frohlich auß seinem hauß gangen den nahmen Jesu seines herren groß zu machen: ja sein anschlag ist gleich/ seinen glauben zu bekennen zu lezt dem volk (wie auch etliche solches wort von ihm gehort haben) sein volk zu trösten und warnen vor falscher lehr und gottlosen thun alles greûels der sich könffig widerum möcht erregen und einsezen. Wie er auch allezeit gewahrnet und hoch widersprochen hat dem bapst und allen denen die sich wolten an jhn hänken/ es wäre schon aller gewalt/ der der erden niemand außgenommen/ der diesen wider Christ der sünden wolt widerum einsezen an die statt und tempel gottes/ das sind die herzen der menschen/ es geschehe solch in was schein und g’stalt es immer woll. Dann große sorg hat er ertragen für sein Volk/ welches er bißher die warheit gelehret hat auß eingeben und der lehr de heiligen geists/ daß dasselbig nit widerum nach seinem todt verführt werde auß eingebung und leehr deß teüffels/ der da beseßen hat den menschen der sünden und sein geschefft noch führt in den kinderen deß unglaubens/ welchem aber der herr wirdt ein end machen durch sein zukonfft/ der selb tag wirdt erschröklich ein großer und grausammer den unglaübigen etc. [2 Thes. 2:3, 8] Auf sölichen vorgenanten sontag ist sein eifer und noth so groß gewesen in der predig vom herren Christo/ daß er vor weinen nüd meer konnen recht reden/ und ihm schwar um sein herz worden. Ja solcher ernst in diser und anderen predigen ist jhm also von herzen gangen und ihn entstelt/ daß jhm etlich zugemeßen haben als ein ungeschikten wütenden zorn. Er hett aber mit guter warheit mögen sagen mit seinem herren Christo zum vatter/ der eiffer vor dein hauß hat mich also gefräßen/ [Jn. 2:17; cf. Ps.69:9] wie der selb eiffer annoch Christum ans crüz bracht/ also mag er wohl sagen/ der eiffer deß hauß gottes hat auch disen meinen lieben mann gefreßen/ und jhn in dise krankheit und tod bracht/ so hert und hoch ist jhm voraus der einig heiland angelegen/ wider die lehr der falschen apostlen/ die den herren Christum nicht den einigen heiland laßen sein/ bekennen ihn wohl mit dem mund/ aber sein krafft neinen und verlaügnen sie jhn/ [Tit. 1:6] wie das der hel. Paulus klagt/ nach söliger seiner letzten predig/ ist er den tag widerum frisch g’sin/ annoch zu einem guthen [4v) fründ gangen und sein g’spräch von göttlichen sachen und den todt gehebt/ auch zu nacht wohl mögen ohne sonder weh/ schlafen gehen/ in der nacht aber ist jhm so wee um sein brust worden daß er aufg’standen und große noth die nacht erlitten hat/ also daß es um die zwey und 3 uhren gewesen er und ich uns seines sterbens verwegen hatten. Da hat er ang’fangen vor gott sein sünd zu bekennen/ das vatter unser gebettet und gesagt/ ich mein das well Martin Luthers krankheit werden/ und darauff/ O gott laß mich kein greüel wider dich und dein wort sehen/ als mich jez dunkt/ du wellist mich wie jhn dahin nemmen/ so sag ich mit jhm/ du hast mir auch deinen lieben sohn Christum geoffenbahret/ und mich einen werchzeüg samt anderen braucht/ den seeligen der welt zu predigen/ das hab ich treülich gethan/ den bekenn ich noch wider die port der hellen/ lieb und ehr jhn auch für einen herren/ heiland/ und gott/ wider den/ dich und dein wort bitt ich noch einmahl laß mich kein greüel sehen/ durch jhn und in jhm begähr ich zu dir zu kommen/ in dem du ein wohlg´fallen hast. Also mit anderen vielen reden und gebätten die 4. stund zum tag erlangt/ und ihm widerum ganz wohl worden/ deß beths begerth/ sich nider gelegt/ ruhig und wohl geschlaffen biß in tag/ den montag sich g’sund und fröhlich erzeigt/ viel g’sprach also mit lieben fründen gehebt/ g’la sen und g’schriben/ biß in die nacht/ und sein lezth schriben ist g´sein der text seiner predig im Johanno da Christo sagt: für wahr sag ich eüch wär mein wort haltet der wirdt den tod nicht sehen ewiglich/ [Jn. 8:51] hatt darauff fröhlich znacht geeßen/ sich schlaffen gelegt/ gott gedanket daß ihm jez wohl sig/ er hoffe wohl zuschlaffen das hat er auch gethan/ biß elffj/ da ist ihm das weh um die brust widerum [5r] ankommen/ ist eilends aufgestanden/ sich selber angethan/ in seiner stuben gangen und große noth erlitten/ mit vill niderfallens auf seine kneüw/ weinen und betten zu gott/ und zu mir g’sagt/ weis den will unsers lieben Martj Luthers krankheit sein: jch wirdt wie er wil enden und den tod nemmen / sein erst gebett widerum erholt und g’sagt: O mein lieber herr und gott Jesu Christ/ ich hab dich treülich verkündt und geprediget/ was du uns gethan und gelehrt hast/ deßelben laß mich armen auch genießen und laß mich nicht dahinden: gib mir iez einen gnädigen abscheid und laß dir dein volk befohlen sein/ daß durch meine predig in dich glauben hat/ hab du sy auch lieb/ und gib du ihnen widerum einen mann der sie lieb/ wie ich sie geliebt han/ gib jhnen kein triber noch häser über dein erbtheil/ daß der bau den ich auf dich gesezt hab nicht widerum verwüstet werde/ bleib du selbst der erzhirt über sie. Jch gib dir jez mein amt auff und befihlen dir mein geist/ [Ps. 31:5] darauff sich in ein seßel g’sezt/ bald still worden/ seine augen und mund selber zugethann mit aller ruhe/ also mit meinem zusprechen und bekantnuß de glaubens/ in meinen armen verscheiden zwischen ein und zweien. Da hab ich in meinen großen ängsten/ schreken und herzenleid unseren gott angeruffen von herzen daß er seinen knecht welte empfahen/ und sein geist aufnemmen/ in die zahl seiner propheten und apostel/ undjhm gemeinschafft geben mit allen außerwehlten in Cion/ also segnen wolle seinen außgang von diesem todtligen leib, sein hand über im halten/ und eingang seines geists laßen fruchtbahr und fröhlich sein/ dem stärblichen und wesentlichen wolte anlegen, das unstärblich und unverwesentlich reich und ewig leben. Damit auch dem herren gedankt/ daß er jhn in meinen armen und nit der gottlosen händ genommen hat/ daß sie nicht ein bubenstük an ihm begehen mögen/ wie dem herren Christo und jhrs gleichen geschehen ist. [cf. Mt. 26:67-68, 27:28-30*; Jn. 18:22, 19:2-3; Acts 7:54ff, 23:2] Ja solches thun ich noch von sein und seines erstandenen alters wegen/ daß der nicht mit schanden bedrüebt ist worden/ sonder der spruch im psalmen an jhm erfüllet ist/ du wurdest im verbergen heimlich bey jedermans hochmuth Psalm 31. [Ps. 31:20] Wie wohl aber ich mit großem herzenleid iez verlaß unser geselschafft/ und klag gott daß er mich also schnell angreiffen/ und zu einer betrübten wittwen gemacht hat/ welchen abscheid auch ich (der mir im fleisch so uhnleidenlich ist) biß in mein grub betrauren werde/ durch den nahmen Jesu Christj/ daß er mir barmherzig well sein/ und gnadiglich verziehen/ wo ich diesen seinen frommen knecht beleidiget/ nit recht gediehnet und hilflich gewesen bin/ dann ich weis daß er mich lieb gehabt/ und gern verzogen hat allzeit/ ehe ich jhn gebetten/ und so viel an ihm gewesen/ mir fründliche und christliche geselschafft bewiesen/ darum ich diese trennung und auflösung unsers hauß vatters (da mancher bekümmerter rath und schuz gesucht hat) ohn gottes hilff nicht tragen und leiden kann. Dieweil ich aber auch darbey siehe diese böse zeit und jammer so im ganzen land/ und uns auch vor der thür ist. So dank ich abermahls gott meinem herren von ganzem herzen/ nach diesem inneren menschen/ daß er ihn zur ruh bracht die er längst begehrt hat/ und jhn wie der prophet sagt/ vor dem unglük hinweg gezukt [Isa. 57:1] und zu der zahl viel seiner vorganden bruder in gleicher bekantnuß Christj genommen hat. Jch dank auch unserem allerliebsten gott aller gaaben und guthaten/ die er jhm in viel weg verlichen hat/ und ihn zu einem ziehrlichen und ehrlichen [6r) alter hat kommen laßen/ wie wohl mit allerley schwachheit/ die er wie ein treuer haußhalter und weiser g ‘schrifftgelehrter/ zur speiß aller hungrigen/ und darfür mit ernst gesorgten/ wider den feind Christj/ und hat nun mehr dann 25. jahr mit großem ernst angehalten/ daß er sich und uns seinem herren Christo rein im glaubenst (welches allein die herzen reinigt) mochte derselben/ wie auch Paulus begerth/ ja gott weist und ich was großer arbeit er tag und nacht gehebt hat/ und wie saur und Schwer/ jez in seinem alter/ sein studieren/ predigen und alles ihm worden ist/ daß er uns alle durch den geist gottes in alle warheit füren und behalten möcht / daß er auch wohl hätte mögen sagen/ wie Christus der herr/ wie mit großem ernst hab ich eüch begärth zu samlen vor dem fiend/ wie ein hen ihre hünlin vor dem weven/ ihr aber habet nüt g’wolt. Unser lieber apostel D. Marty Luther hat iez lange jahr das teütsche land gesamlet/ gelehrt und wohl gewarnet/ in seinen tagen hat er frid gehebt/ was seinen todt gefolget das sieht mann iez: dieser mein frommer mann hat hier zu Strasburg/ alles im tempel Jerusalem lang gelehrt und gewahrnet/ was seinen todt volgen soll/ wirdt mann erst sehen. Dann Moses und Josua sind gestorben, jhre händ sind nidergelaßen/ daß sy nüt mehr für uns betteten könnend ist der könig von Assirien für Jerusalem gezogen/ daß er das volk von jhrem gott abführtj. Darfür er solche sorg getragen hat tag und nacht. Wie hat er so offt zu mir gesagt/ weil das Evangelium hat hier mit mir ang’fangen/ ich sorg es werde auch mit mir aufhören: nun aber jhr alle/ die dises eüwers getreüen hirten und apostels lehr gern g’hört/ deren glaubt/ und euer lieb heüt an jhm erzeigt habt/ in dieser seiner begrebtnuß/ so eine große menge die ermahne ich und bitt mit großem ernst/ daß ihr als fromme schäfflein/ eüeren hirten fürnemlich darinnen ehren/ daß ihr sein lehr behalten und darnach thun/ die nimmermehr laßen aus eüeren herzen reißen/ ehe dem leib laßen nemmen/ sy mogen nüt mehr/ daß er am großen tag deß herren so der erzhirt Christus erscheinen wirdt/ auch sein pfund mit großem g’wün moge darlegen/ und was er hie mit großer arbeit und treüen hat gesehiet/ daß er dieselbigen garben der früchten die wir sind/ mit freuden moge bringen/ und dem haußvatter Christo überantworten/ daß wir also wie der hl. Paulus sagt/ sein ehr/ freüd und chron sygind/ [1 Thes. 2:19-20] gedenkend und behaltend sein lettste lehr/ mit dem lieben Johanne/ das ist eüch hüetend vor abgötterey/ [1 Jn. 5:21] die das ganz papstum einführet/ und noch zum theil treibt wider die einig erlösung und seeligmachung Christj unsers herren: welches pabstum diser mein frommer mann öffentlich verlaügnet und ein feind gestorben ist/ aber ein eiffriger bekenner und freünd deß herren Jesu Christj/ und aller deren so in den selben glaubend. Also stand ich heüt noch hie bey dem heiligen leib meines manns/ und bekenn mit ihm und allen glaübigen die einig erlösung unserer sünden/ durch das einig bluth unsers herren Jesu Christ deß unschuldigen lams/ daß von ewigkeit bey dem vatter/ und fur uns im fleisch gedodt ist/ deßgleichen die einige gerechtigkeit/ die vor gott gilt/ unsers erbs deß ewigen lebens/ durch die aufferstehung unsers herren Jesu Christj von den todten6 darum sag ich heüt mit und an statt meines lieben mans mit Maria Magdalena/’ der herr ist wahrlich erstanden und lebt uns allen/ dargegen aber der teüffel und ewiger tod ist gestor. ben/ und ist tod uns allen/ hat keinen gewalt mehr an allen denen/ die in Christo Jesu sind/ darum widersprich und verleügne ich mit meinem frommen mann dem pabst/ mit seinem anhang/ reich und gottes dienst/ als den lebendigen teüffel/ die dise gleichnuß nüt erkennen noch lehrnen wollend/ den herren Jesum nicht laßen den einigen hirten und heiland in Jßrael sein/ sonder in sein leiden/ tod und gerechtigkeit seiner aufferstehung/ mit jhren werken, unglauben und falscher lehr schenden.  Ja noch einmahl widersprich ich und verkünd ich denen allen die den herren Christum nicht den einigen Christ und sündentreger laßen sein/ den todt und ewigs verderben/ und daß sie in ihren sunden sterben werden/ als dieben und mörder/ die nicht zur rechten thür eingand/ sonder anderstwo einhersteigend/ und den nahmen Jesu pralend/ der nüt anders ist als ein seligmacher und der seinem volk selbst will helffen von jhren sünden/ und nicht durch einiger creaturen werk/ aber allein denen die den herren Jesum annemmen zu ihrer einigen gerechtigkeit/ daß er auch der recht hirt und suhn de läbändigen gottes syg/ auch der einig heiland und helffer/ von welchen Moses/ David und alle propheten g’seit hand/ und der engel verkündiget seinen namen Jesu mein behalter und seeligmacher/ aller deren/ die zu der rechten thür eingand/ und glaubend daß niemand zum vatter komme/ dann durch jhn/ die werden in jhm gutte weid finden/ das sagt Christ selbst Johan am 10 [Jn. 10:7, 9; 14:6] und 5. sagt er/ die jhn ehrind werden in kein gericht kommen sonder von den todt zum leben tringen/ [Jn. 5:24] das hat dieser mein frommer mann gethan/ geglaubt und gelehrt/ und das himmelreich welches gewalt leiden muß/ hat er mit gewalt zu jhm zogen/ wie Christus sagt/ [Mt. 11:12] darum weiß ich daß er in kein gricht ist kommen/ sonder in und bey Christo lebt er/ und sicht seine herlichkeit/ nach der red deß herren Jesu zu Marta/ hab ich dir nicht g’sagt so du glaubst/ solt du die herlichkeit gottes sehen. [Jn. 11:40] Wie dieser mann geglaubt und bekant hat/ ist auf diesen tag wohl bezeugt worden von einer solchen menge volks mehr dan 6000 mennschen. Jch hoff diese zeügnuß hie stand vor gott und sig ein vorbild deß jüngsten tags/ da seine schafflein also um jhn stan werden/ mit jhm den erzhirten Christum erkennen/ und die ewigen weid mit einander von dem selbigen nießen/  dieweil ich dann von anfang in gleicher bekantnuß Christj mit jhm gewesen/ und noch verhoffen ich mir auch gleicher säligkeit mit jhm nach disem elenden leben/ unangesehen aller meiner sünd und mißhandlung/ die alle durch das blut Jesu Christ den ich beken von ungezweiffleter hoffnung bin, sollend abgeweschen werden/ dabey da will ich bleiben/ durch die gnad unsers gottes/ und das himmelreich/ das vihl gwalt leiden muß/ auch mit g’walt under dem kreüz zu mir reißen/ es kömme gleich pabst oder teuffel der fürst der finsternuß/ auch aller g’walt der erden/ und soll mich/ hoff ich/ von der reinen erkantnuß de herren Christ die ich von meinem frommen und gottseeligen mann g’hort und gelehrt hab/ und er als ein apostel und knecht deß herren Jesu vom hl. geist selbst empfangen und gelehrt hat/ nimmer lohn abtreiben/ es gelt frey darum leib, ehr oder guth/ in feür oder waßer/ wie es gott der herr mit mir schiken möchte/ oder in gleichem stillen dodt meines lieben mans/ so will ich bey seiner erkantnuß und bekantnuß/ die wir so lang hier zu Straßburg von jhm gehört habend/ bleiben durch den der mich sterken kan/ und jhn gesterkt hat/ um welcher bekantnuß willen jez/ aller jammer auf erden ist/ und alles widersprechen dem hl. Jesu Christ/ wie Simeon geweißaget hat/ [cf. Lk. 2:34] wie jhr dasselbige/ von diesem meinem frommen mann der vergange. nen tagen wohl gehört habind/ daß jedermann gegen diesem zwek den herren Jesu Christ schiest/ und solte die welt unsinnig werden/ so wurd sie mußen an dem lezten tag bekennen/ daß es um disen Jesum von Nazaret zu thun ist/ daß er allein der hirdt und Christ soll sein/ zum einigen heiland gesezt/ und geprediget wirdt/ wider all ihr leer und thun/ das will und kan sie nicht leiden/ darum werden wir alle gerichtet vor dem gottlosen hauffen/ über der bekantnuß Christj/ und der hoffnung willen der auferstehung in Jesum/ um deren wir alles leiden/ und die so vor uns hingangen auch glitten habend/ welche kostliche auferstehung Jesu Christj/ ich mit diesem meinem mann und allen glaübigen hoff zu erlangen durch die auferstehung Jesu Christ/ der die verwäsung nicht hat sehen können/ wir aber die verwäsung sehen müßend Wir werden aber nüt darinnen bleiben/ sonder unser bein und fleisch/ wird gottes geist widerum zusamen bringen/ anblasen und lebendig machen/ wie der prophet Ezechiel/ [Ezek. 37:7-10] Daniel [Dan. 12:2] und auch unser hl. Christuß selbst bezeuget/ daß die stund wirdt kommen/ daß die todtnen die in greberen sind/ werden die stim deß lams gottes hören/ und herfür gon/ [Jn. 5:25, 28-29] auch der hel, Paulus sagt/ [1 Cor. 15:52] welcher g’stalt ich hoff solches zu erlangen und sehen/ mit meinem lieben mann/ samt unseren lieben kinderen/ deren wir zwey mit einanderen gehebt/ und hie an diesem orth ligend/ es ist iez im 21. jahr daß wir beide unser erst kind/ auch mit großem schmärzen herauß brachtend/ und diesen plaz mit jhm tretend/ es war das erste todt mensch auf dieser gruben/ zu dem er jez so viel mahl/ mit großer gebühr begehrt hat zu kommen: darum wie er begerth hath an diß orth zu seinen und meinen kinderen gelegt zu werden/ also verhoff ich / daß diese stott auch mein behaltnuß sein soll/ biß die pausaunen und stimm komt/ stehet auf jhr todtnen/ für das gericht/ da mein frommer mann und alle todtnen glaübigen hören werden die frohlich stim unsers werthen herren Jesu Christj/ komt her jhr gebenedeiten in das reich/ daß eüch von anfang bereitet ist/ jhr habet mich gespeiset/ geherberget/ gedränket/ bekleit/ und getrost etc. Aber zu den gottlosen/ gond hin in das ewig feür daß dem teüffel und seinen englen bereidt ist/ jhr habet mich nicht gespeist beherberget noch getröst/ so sy dan alle werden saagen/ wie haben wir dich also gesehen wird er andtworten/ was jhr den meisten under den meinen gethan das habend jhr mir gethan/ [Mt. 25:34-45] solche werk deß glaubens hat dieser meinn gott gelehrt/ und mit der that bewiesen/ und nicht deß pabsts gleißner werk. Solches lieben freünd wollind ihr ihm zu ehren und euch zum heil behalten und thun/ und jhr jungen die jhr heüt diesen wunderbarlichen grabgang gesehen habet deßgleichen nie gesehen ist worden in Strassbourg/ daß ich abermahl eingedenk und sagen muß daß der prophet redt/ sein gerechtigkeit wird hervorbrechen wie der morgendstern/ [cf. Isa. 58:8; cf. Rev. 22:16] und abermahl geschriben stat/ sein begrebtnuß wirdt ehrlich sein. [Isa. 53:9b] Diese g’schrifften sind von Christo der ehrlich begraben und sein gerechtigkeit in seiner aufferständtnuß herfür gebrochen ist/ demnach aber auch uns nit minder von seinen glideren/ denen er alles was sein gewesen geschenket und gibt/ geweißaget. Dan wär hätte g’ meint daß die er meines lieben manß und die liebe deß volks/ heüt also solle herfürbrechen/ und sein begrebttnuß dermaßen geschehen/ daß so viel schaffen jhrem hirten mit ernst und trenen sind nachgefolgt/ um der g’sunden weid willen die sie von jhm empfangen habend/ jch hoff es werden auch heüt viel an ihr herz und brust schlagen/ sich bekehren und sagen/ dieser hat recht g’lehrt/ aber gott [gv] woll daß nicht sein todt den spruch Zacharie auf dem ruken trage/ weil er am herren Christ ist erfüllet worden/ ich will den hirten schlagen und die schaffe söllend zerstreüet werden. [Zach. 13:7b] Das nemmet nun alles zu herzen die jez also jhm nachfolget/ deren viel da stand mit weinen und viel trenen heüt und gestern über jhn mit dem kuß seines todten leibs vergoßen sind worden/ damit lieben und ehren jhn aber vor allen dingen/ daß ihr sein leehr behaltind und darnach thund/ die jhr (auch jhr jungen da zugegen) in seinen so fleißigen kinder berichten von jhm empfangen habend/ die behalten/ deren fleißend eüch und lehret deß herren joch von jugend auf tragen etc. Habend auch hinfüro lieb und in ehren die übrigen eüere vorsteher die jhr noch habend (wer weiß wie lang) horen/ folgen in so weit sie eüch gottes wort leerend und fürtragend/ damitwir einmahl alle auch zum seeligen end/ an der bekantnuß unsers gottes und seines sohns Jesu Christj funden werden/ welches uns der hl. geist (die 3. persohnen in der gottheit) lehren und in alle warheit führen muß/ und nicht der greûel zu Rohm/ welchem wir heüt absagend und widersprechend wollend/ als dem ersten feind unsers herren Jesu Christj/ und wellend unseren gott bekennen/ in dreien persohnen/ aber in einem göttlichen ewigen wesen/ und wellend also sagen und bekennen/ wir glauben all in einen gott vatter den almächtigen schöpfer himmels und der erden etc. Diß ist die summa unsers glaubens/ den wir von unseren alten den apostlen empfangen habend/ daß ein gott seye/ der als gemacht habe durch sein wordt/ und ein Christuß sein ewiger sohn/ daß er alles erlöst hab durch sein bluth/ und ein geist/ der alles läbändig macht durch sein krafft durch den selbigen ein kirch und gemeinschafft/ der gleübigen versamlet wirdt/ in deren er gibt und würkt/ lieb und gemeinschafft in dem blut Jesu Christj/ verziehung der sünden durch den schlüßel David/ welches ist Christus der da aufschliest und niemand kan zuschließen/ wo er aber zuschliest da kan niemand aufschließen/ deßgleichen auferstehung deß fleisches/ da das verwäsentlich das unverwäsentlich / und das stärblich das unstärblich wird anlegen/ dan auch haben ein ewiges leben/ in dem einigen gottlichen wesen da gott alles in allem wirdt/ um welcheßen willen wir hie alles leiden thun und hoffen/den selbigen einigen waren gott/ wollend wir anruffen und von jhm alles so wir noth sein begähren/ und bätten in dem nahmen unsers herren Jesu Christ seines lieben sohns/ der uns also gelehrt hatt bätten unser vatter der du bist im himmel/ dein nahm werde geheiliget etc. [cf. Mt. 6:9-13] Hierauff will ich gott noch einmahl danken auch ein wenig diß vatter unser erklähren/ und wellend dann von hinnen gan. O almächtiger ewiger gott der du mich jez in dieses mein großes creûz gesezt hast um meiner sünden willen/ so schnell dein geist erwekt/ und dein straff auf mich laßen fallen/ disen mann so bald von mir hingezukt gleich wie Eliam in feürigen wagen/ deßen ich und die welt nicht werdt sind g wesen/ dein gricht und thun sind aber gerecht und billich/ niemand kan und darf dich straffen. Jch armer mensch stehe jez vor dir über disen todtnen leib deines knechts/ der im eiffer vor dein ehr und volk ein nachfolger Mosis und Eliass gewesen ist/ mit der predig von Christo (dem lamm daß der welt sünden trägt) Johannes der Teüffer ich sag dir lob und dank nach dem inwendigen menschen/ das du jhn zu deinem bild erschaffen und mit viel guthen gaben ziehret hast/ jhm auch [10v] geben dieselbigen zu bekennen und predigen under deinem volk/ und mit seinem leben bezeügt und wahr gemacht/ du hast ihn wahr gemacht gegen jedermann/ weil mann verworffen der den herren Christum bekent/ du hast ihm ein barmherzig gemüth gegeben zulezt auch jez/ mit anruffung und bekennung deines nahmens zu deinen gnaden berufft und hingezukt/ und jhn nicht laßen kommen in die händ und schmach der schmächeren/ daß er auch kein greüel wider dich und deinen sohn sächen soll/ wie er dich gebetten hat / da hast du jhn iez zuruk bracht von aller seiner arbeit und bedrüebtnuß erlöst/ und jhn ewig bey dir behalten thun/ in der gemeinschafft deines sohns und aller auserwehlten. Ja ich sag dir dank von herzen aller lieb die du ahn jhn gelegt hast und jhn würdig gemacht/ deinen nahmen zu tragen vor deinem volk/ auch um deßelbigen willen/ schmach gedulden von den unglaübigen/ du hast ihn auch mit sonderer weis zum todt berufft/ wie du Mosis befehlen thatest/ das volk zu beruffen und zu segnen/ darnach er auf den berg gangen und also allein g’storben/ ohn alles volk/ [cf. Deut. 33:1ff, 34:1, 5-6] hast du nit auch zu diesem mann gesagt beruff das volk/ segne sy in dem nahmen Jesu/ gang hin siz in seßel und stirb ohn alles volk/ bey deinem armen einigen weib allein/ das hat er dir shorsammet/ auf sein gebett zu dir, so bald seine augen nicht sterblicher weiß sonder als eins sanfften schlaffs zu gethan/ und sein geist zu dir gangen/ und dein will gewesen/ welches mein fleisch aber O herr nach dem jnwendigen menschen vor großem herzen leid und schmärzen nicht erkennen noch dulden kan/ ich bitt dich aber durch deinen lieben sohn Jesum Christum du wellist mich durch deinen geist dir underwürfig machen/ daß ich mich demütig under dein g’waltige hand/ der doch niemand [Ir] widerstreben kan/ und ihr thun alzeit recht ist/ es werd durch dein nahm O heiliger vatter im himmel auch iez in disem werk geheiliget/ erkant und groß gemacht/ daß wir dich darinnen erkennen und loben/ dein reich der erkantnuß Christj (daß du jez zu ihm geneigt und in jhm denselben zu dir beruffen und gezogen) laß auch zu unß armen menschen kommen in unsere herzen / und nicht widerum das reich/ schmach und gefenknuß Egipty und der Assirer/ gib uns auch ein guthen willen der sich mit deinem willen/ mit Christo am öhlberg/ underthänig mache/ der allezeit gleich und billich vor soll gan im himmel und erden/ welchen guthen willen uns auch der engel vom himmel gewünst haben/ und gib uns heüt unser täglich brodt/ frid/ trost/ und freüd unsern verzagten gewüßen/ vor dir. Ja das lebendig brot und wort deinen sohn/ welchen ich jez O gott so wohl bedarff/ du hast mich in meinen sünden ergriffen und hart betrüebt/ nicht allein den leib sonder mein ganz herz und gewüßen gestrafft und geschlagen/ und du weist wie wee mir ist, du gerechter vatter speiß und dränk mich jez in meinem großen kreüz/ mit deinem trost und friden/ durch deinen heiligen geist auch mit rechter lehr und weisheit mich hinfür zu halten nach deinem willen/ und vergib uns unsere schuld/ wie auch wir den unseren vergebend/ O gott wir vergebend doch nimmer mehr recht/ doch sie nicht uns sonder deinen lieben sohn Jesum Christum an, der seinen feinden von herzen vergeben und dich für sie am kreüz gebetten/ und doch alles für uns erfüllet hat/O gott so laß sein gethane buß und fromkeit mein sein und verziehe mir gnädiglich all mein sünd/ welche ich auch an diesem deinem knecht begangen hab/ den du mir befohlen/ der mir auch sehr lieb ist g’sin das weist du/ aber darneben mein unverstand jhn nicht geehret/ jhm gedient und thun wie ich söllen und schuldig bin gewesen/ O gott und vatter/ du wellist mir alles verziehen/ und indeßen alles ergezen und trösten/ dann ich ohngezweifflet bin deiner gnaden/ du habest jhm auch alles verzogen/ was er in seinem fleisch wider dich in deinen gebotten und verbotten gehandlet hat, durch das bluth Jesu Christ deines kinds in das er geglaubt hat, also verzih auch lieber gott allen die das von dir begehren/ durch den der alle unsere krankheit auf sich genommen hat. Und führ uns nicht in versuchung. Laß mich armen menschen in meiner großen anfechtung nicht kleinmütig an dir werden noch deiner verheißungen vergeßen/ nim dein und deines lieben sohns Jesu Christi erkantnuß nicht von mir und uns allen/ welche hinnemmung uns das ewig übel bringen wurden/ darvor behüeth du uns, dieweil das reich/ krafft und herligkeit allein dein ist/ und nicht de teüffels/ babstums/ antichrists/ noch aller falscher lehrer/ dieweil es geistlich, sy aber fleischlich sind/ sonder dein du frommer und treüer gott/ darzu wir alle sollen sagen amen!

Wolan/ liebe fründe/ ich halt eüch al zu lang/ ergert eüch nicht an mir/ mein herz ist ganz voll großen kummers/ auß überfluß deB herzens redt der mund. Jch hätte noch wohl viel zu sagen/ ihr habt ihn aber selbst kant/ und seine lehr gehördt/ die behaltet/ und folget nach seiner lehr und glauben/ er ist treü fromm/ warhafftig und einfaltig gewesen/ niemand betrüebt/ aber viehl betrüebt worden/ daßelbig bald verzogen/ jedermann gern geholfen/ wie deren viel zugegen/ und da etlich arm weisen stan/ mit trenen/ die von ihm erhalten/ und übel an jhm als einem guthen patronen verlohren haben. Weilen der herr Christ hat geredt er woll uns nicht weisen laßen/ sonderen widerum zu uns kommen/ trosten und uns zu jhm nemmen/ [Jn. 14:18, 3] auf deßelbigen hillf und gnad wollen wir heim gehen/ und den leib meines frommen mans der erden davon er komt/ befehlen/ von deren er mit allen ehren und englischer klahrheit wird widerum aufstan/ in der gemeinen auferstandtnuß zum ewigen leben/ wie ich auch seinen geist dem befohlen hab von dem er außgangen ist (das ist gott) ja er selbst hat jhn dem herren Jesu befohlen/ der wirdt sein heisch und geist widerum zusamen bringen und mit seinem geist lebendig machen/ daß er und wir mit dem lieben Job mögen sagen: jn meinem fleisch und mit meinen augen wird ich sehen gott meinen behalter/ Job 19:25-26] in solchem glaub und hoffnung samt der liebe/ well gott uns alle sterken und mir armen menschen zu hilff kommen/ wie ich jez ein schwähren kreüzgang heim thun/ und mein opfer O gott den höchsten und besten schaz den ich auf erden (menschlicher weiß) von dir empfangen han/ jez hinder mir laß/ den mach du herr Jesu Christ widerum lebendig zu deiner zukonfft/ du hast geredt du seyest die auferstehung und das leben/ wer an dich glaube der werd leben ob er gleich sterbe/ [Jn. 11:25] du bist die ewig warheit/ gib daß ich dir glaub.

Wolan/ lieben leüth zu lezt wollen wir schließen mit einem kleinen spruch/ aus einem büchlein/ ist meinem frommen mann lieb g’wesen/ darinnen viel herlicher g’sang/ lehr und gebett stand/underanderen/ wie wir auch die abgestorbenen dem herren sollen befehlen/ welches aber hie gar zu lang wär/ der es gmacht hat/ der bringt den anfang deß menschen und sein leben biß zu end/ von dem allem wollen wir jez das letst g’sez nemmen/ ist dieses/ Nun laßet uns den leib begraben/ bey dem wir keinen zweifel haben/ er werd am lezten tag aufstohn/ und ohnsterblich herfür gon. Er ist von der erden und muß widerum zu der erden werden/ aber von der erden widerum auflston/ wan gottes posaun wird angon/ Sein soll leben ewig in gott/ der seye hie mit seiner gnad von aller sünd und mißethat/ durch sein bluth gereiniget hat. Sein arbeit, truebsal und elend ist kommen zu einem guthen end/ er hat getragen seines Herren Christ joch/ er ist hie gestorben und lebt dort noch/ Die seel lebt in gott ohn alle klag/ der leib schlafft biß in lezten tag/ da wirdt jhn gott verklähren und ewiger freüd gewähren. Er ist hie in viel angst gewesen/ dort soll er wohl darvor genesen/ in ewiger freüd und wohne/ leüchten wie die stern und sun/ So wollen wir jhn nun hie laßen und wir gan unser straßen/ und uns schiken mit allem fleiß/ dann der tod komt uns allen gleicher weiß. etc.

Damit ist sie vom grab hingangen und g’sagt/ O gott der du allem fleisch gnädig bist daß für dich komt zu betten/ erbarm dich auch mein/ nim mich under deinen schirm und laß mich deren wittwen eine sein die die ihren von den todten wirdt widerum nemmen an dem tag der aufferstehung.

 

 

Quelle: Katharina Schütz Zell, The Writings: A Critical Edition, Volume Two, by Elsie Anne McKee (Leiden: Brill, 1999), pp. 70-94.